stock

Manchmal bin ich so wahnsinnig gefangen in meinen Tagesabläufen. Man fühlt sich gestresst, ist nicht richtig zufrieden und reagiert wie ein Automat der ständig nur noch Sachen erledigen muss. Aufstehen, Kind versorgen, Frühstück richten, Kind zur Kita bringen, zur Arbeit hetzen, wichtige Sachen so sortieren, dass man wirklich das Wichtigste zuerst macht, nie alles schaffen, zur Kita hetzen, Kind abholen und umsorgen, einkaufen gehen, Kind bespaßen, Abendessen bereiten, versuchen das Kind ins Bett zu bringen, Umfallen fertig…..
Und dann kommt zum Glück immer wieder ein Moment der alles verschiebt: Ich sitze gerade mal kurz ziemlich erschöpft an der Sandkiste und plötzlich stürmt meine kleine völlig euphorische Tochter auf mich zu, wirft sich in meine Arme, strahlt mich an und ruft lauthals: „Guck mal Mama, ich habe einen Stock gefunden!“ Nur um sofort wieder aufzuspringen und vor lauter Freude nochmal wild auf und ab zu hüpfen.
Ist diese Begeisterung nicht einfach klasse? Ich sitze immer noch staunend an der Sandkiste und blicke meiner kleinen fröhlichen Maus hinterher und merke wie sich ganz langsam ein paar Gedankenstücke verrücken und neu zusammensetzen…..es wäre doch schön, wenn ich morgen beim Aufwachen denke: „Guck mal, ich habe einen neuen Tag gefunden!“. Und dann könnte ich mich darüber freuen, das meine Tochter morgens noch wieder ein bisschen lauter „Mama“ schreien kann. Ich könnte mich freuen, dass wir morgens alle zusammen frühstücken, bevor wir  in den Tag starten. Ich könnte versuchen ohne Hetze meine Tochter 3 mal ins Auto steigen zu lassen, nur weil sie sich so darüber freut, dass sie es alleine kann. Ich könnte dadurch auch mal 10 Minuten später bei der Arbeit erscheinen, weil ich vorher nochmal richtig in das zufriedene Gesicht meiner kleinen Maus geguckt habe. Ich könnte mich bei der Arbeit über jeden erledigten Arbeitsschritt freuen, und nicht voll Sorge auf das Unerledigte blicken. Ich könnte mich beim Abholen meiner Tochter über den Regen freuen, der Hamburg noch ein bisschen grüner macht. Ich könnte mich beim Schreikrampf meiner Tochter im Supermarkt darüber freuen, dass sie wieder was fürs Leben lernt. Ich könnte mich freuen, dass ich mit meiner Tochter eine wunderschöne Feder gefunden habe. Ich könnte mich freuen, wie gut sie schon „ich möchte kein Abendbrot! Ich will nicht ins Bett“ rufen kann. Und dann könnte ich mich freuen, wieder einen tollen Tag erlebt zu haben.
„Du hast da wirklich einen richtig super Stock gefunden!“ rufe ich und schnappe mir das kleine Kind für eine Kitzelattacke.
Manchmal braucht man wirklich einen Stock!
Und bei Euch so?
Liebe Grüße
Gesa